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Von Bosco/Gurin nach Cerentino und Linescio/TI

 

Riesenkastanien in der ehemaligen Siedlung Caüzz

Von Bosco/Gurin, dem höchstgelegenen Tessiner Dorf, in welchem noch ein deutscher Walserdialekt gesprochen wird, führt der Wanderweg zuerst ein kurzes Stück auf der Fahrstrasse talwärts. Bald aber geht er rechts weg in Kehren hinunter an die Rovana. Über „Übarab“ und „Gèschanu“ führt der spannende Weg immer in Hörweite des Flusses weiter. Die walserdeutschen Flurnamen zeugen noch von der Walsersiedlung Gurin, die aus dem Pomatt (Val Formazza) über die Guriner Furggu her im 13. Jahrhundert besiedelt wurde. Unterwegs kommen wir zu einer hart am Weg stehenden Fichte, die mit dickem Stamm und einem seitwärts abstehenden Ast auffällt. Der flaschenähnliche Stamm, der ungewöhnlich rasch dünner wird, ergibt ein ungewohntes Bild einer Fichte. Nachher wechselt der Wanderweg auf die rechte Flussseite, das Tal wird enger und bei Pila/Corino erreichen wir die Fahrstrasse. Nach ca. 300 m zweigt der Weg links ab (nicht die erste, sondern die zweite Abzweigung nehmen!) und führt dem Hang nach unterhalb der Kirche, die hier nicht im Ortskern, sondern allein auf einem Felsvorsprung steht, weiter nach Corzott, dem Zentrum der Gemeinde Cerentino. Sie besteht aus verstreuten Weilern. Ihre Namen beziehen sich z.T. auf die Namen der Familien, die sich dort ihre Häuser bauten (Casa dei…). Zuoberst finden wir die Siedlungen Corino und Camanoi, weiter unten Casa dei  Giünz, Corsopra und das Zentrum Corzott , weiter talaufwärts Casa dei Turill, Casa dei Bazzi und Piede delle Piode und zuunterst im Tal Collinasca. Unterwegs treffen wir auf die ersten Riesenkastanien. Die Südhanglage der Ansiedlungen macht auf über 1000 m ü.M. das Gedeihen von Nussbäumen und vielhundertjährigen Edelkastanien möglich. Die Osteria Centrale an der Abzweigung nach Campo lädt uns zu einer Pause ein.
Weiter talwärts auf der Hauptstrasse treffen wir hart am Asphalt auf eine Riesenkastanie. Der Baum ist hohl bis zur Verzweigung des ersten grossen Astes, der vom Hauptstamm weg fast ein Eigenleben führt. Jetzt geht’s ca. 300 m auf der Fahrstrasse weiter und dann links weg auf eine (noch) geteerte, schon halb überwachsene Strasse – die alte Verbindungsstrasse ins Tal hinunter; die Barriere zu übersteigen ist kein Problem- , der wir ca. 200 m folgen. 1983 wurde durch einen Bergrutsch die Fahrstrasse oberhalb Collinascas unterbrochen. Die dann neu gebaute Kantonsstrasse wurde in weitem Bogen weiter talaufwärts angelegt. Rechts am abfallenden Hang erblicken wir die erste Riesenkastanie. Ein schmales Weglein führt abwärts zu weiteren Riesen. Einer davon weist am Stamm eine grosse Höhlung auf (Bild 2); ein anderer ist vollständig hohl und abgestorben, besteht quasi nur noch aus einem Stammring (Bild 1). Wir erkunden das Gelände weiter und treffen auf einer Terrasse auf altes Gemäuer, das zur ehemaligen Siedlung Caüzz gehört. Hier begegnen wir rechterhand einem Riesenbaum, der, gänzlich abgestorben, noch einen Umfang auf Brusthöhe von  9.30 m aufweist. Der Stamm mit enormen Auswüchsen  zeugt von vielen Jahrhunderten (Bild 3). Zum Fluss hinunter, wo das Gelände steiler wird, steht eine mächtige Riesenkastanie, zum grossen Teil verdorrt, mit einem einzigen noch belaubten Ast und einem wulstigen Stamm (Bild 4). In der Siedlung beeindrucken die ausgedehnten Mauern, die Reste der Grundmauern der Häuser. Der vermutlich seit Jahrzehnten verlassene Weiler, Wohnsitz der Familie(n) Cauzza, ist heute mitten im Wald. Wie sich der Wald das alles zurückgeholt hat! Hangwärts talwärts folgen wir dem schmalen Weg, kommen nochmals an einer Riesenkastanie vorbei mit 7 m BHU und dann wieder bei Casa dei Böscin auf  die alte, heute nicht mehr benützte Fahrstrasse. Der Wanderweg führt steil hinunter zur Brücke über die tosende Rovana beim Weiler Collinasca. Talauswärts führt ein schön angelegter Pfad direkt zur Bushaltestelle in Linescio, das wegen seinen mit Trockenmauern gestützten sonnig gelegenen Terrassenhängen mit Weinreben oder z.T. uralten Kastanienbäumen bekannt ist. Der Ort wirbt ja mit dem Slogan „le scale verso il cielo“. Wer möchte hier nicht verweilen?!

Wie hin?
Von Locarno mit dem Bus nach Cevio, Centro; stündliche Verbindungen, Fahrplanfeld 62.315
Von Cevio, Centro mit dem Bus nach Bosco/Gurin; 5 Kurse Mo bis Sa, 4 Kurse So; Fahrplanfeld 62.331

Wie weg?
Von Linescio mit dem Bus nach Cevio zurück, wie bei der Anfahrt.

Wie lange?
Bosco/Gurin, 1503 m ü.M. – Pila/Corino, 1069 m ü.M.   1 Std. 15 Min.
Pila/Corino – Corzott/Cerentino, 980 m ü. M.    25 Min.
Corzott/Cerentino – Caüzz, ca. 870 m ü.M. – Collinasca, 761 m ü.M. – Linescio, 664 m ü.M.  1 Std. 45 Min.

Kartenmaterial :
LK 1 : 25 000 Bosco/Gurin, Nr. 1291
 











 







 
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