Eichen im Ober Eichelried/ Galmwald
Im Städtchen Laupen im Westen Berns, nahe schon an der Sprachgrenze, starten wir. Wir nehmen den Wanderweg Richtung Kriechenwil und Murten, überqueren die Sense und gelangen an die ruhig dahinfliessende Saane. Durch ein Stück Auwald, links stehen Industriegebäude, kommen wir zum Auriedstäg. Die Saane fliesst hier im tief im Molassefelsen ausgebaggerten Bett. So wurde der Höhenunterschied zum Wasser hinter dem flussaufwärts gelegenen Staudamm des Schiffenensees vergrössert. Bald kommen wir ins Naturschutzgebiet Auried, das anstelle der verloren gegangenen Saane-Auen angelegt wurde. Richtung Kriechenwil steigt der Weg kurz an, dann queren wir die Haupstrasse ausserhalb der Ortschaft, wandern durch ein Waldstück nach Liebistorf und durch den östlichen Dorfteil zum Galmwald hinauf. Am Waldrand in der Rodung Galmguet, unter dem Blätterdach mächtiger Buchen machen wir Halt. Unser erstes Ziel, der Erlebnispfad, ein Rundgang zu den Galmeichen, startet beim Forstwerkhof im Ober Eichelried. Hier hat es auch eine gut eingerichtete Feuerstelle.
Der Galmwald ist eine eigene Gemeinde, Pflanzen und Tiere sind die Bewohner, der Oberförster ist der Gemeindepräsident. Neuestens hat die Gemeinde sogar ein Wappen: In der Mitte eine Eiche, begleitet von drei Eicheln, welche die dreihundertjährige Geschichte der Eichen zeigen; das blaue Band symbolisiert die Quelle im Wald. 1811 teilte der Staat Freiburg den Wald unter den umliegenden Gemeinden Jeuss, Salvenach, Lurtigen, Ulmiz und Liebistorf auf. 255 ha blieben übrig, wurden zum Staatswald, zum direkten Kantonsbesitz.
Von der Natur aus müssten hier eigentlich Buchen stehen. Die alten Eichen, die wir heute hier finden, sind angesät. Eichenholz und vor allem Eichenwald zur Schweinemast waren schon früher gesucht. So ordneten die Kantone Bern und Freiburg 1713 den Schultheiss von Murten an, zwei grosse Waldflächen, eben das Ober und das Unter Eichelried kahlzuschlagen und mit Eichen anzusäen. Eichenwald will gepflegt werden; Konkurrenzbäume, schnellwachsende Weichhölzer mussten beseitigt werden, so dass die heute so mächtigen Eichen überhaupt wachsen konnten. Der ganze Eichenbestand ist nicht übriggeblieben. Grosse Flächen „verwandelten“ sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Eisenbahnschwellen. Auch der Orkan Lothar riss 1999 gewaltige Löcher in den Bestand.
Die gute Fee Galmeline, Hüterin des Waldes, zeigt uns den Weg. Schon beim Start nach wenigen Schritten treffen wir auf ein paar kräftige Eichen, nebst Fichten, die auch kein schlechtes Bild abgeben. Eine erste Infotafel „Eichen und Biodiversität“ erklärt uns die Wichtigkeit des Baumes für die Erhaltung der Artenvielfalt, eine zweite Tafel gibt Erklärungen zum Begriff Nachhaltigkeit im Wald. Auf einem Forstweg wandern wir ohne grosse Höhenunterschiede zur nächsten Tafel zum Thema „Jungwaldpflege“. Hier erfahren wir mehr über Fördermassnahmen im Wald: Junge Eichen werden gehegt, Buchen gefällt, gleichzeitig ist es aber wichtig, dass die Eichen vor zu starker Besonnung geschützt werden. Ein nächster Info-Punkt „Mit den Füssen sehen“, erklärt die Bedeutung eines guten Waldbodens. Jetzt kommen wir ins Eichen-reich: Jahrhundertealte Bäume mit bemoosten Stämmen stehen hier relativ dicht. Jeder ist ein Individuum, ein Stamm biegt sich leicht nach links, ein zweiter mehr in die andere Richtung, auf kleinster Fläche treffen wir die mannigfaltigsten Formen. Etwa in 40 Metern Höhe bilden sie ein Dach, darunter herrscht eine Stimmung wie in einer Halle, wie in einem Tempel ( z.B. in Paestum) oder einer gotischen Kathedrale ( z.B. Chartres). Diese Grösse! Der Eichenwald vermittelt sie uns! Er lässt uns hier eine Energie erleben, wie es kein anderer Wald vermag. Das Unterholz besteht aus dünnen Buchen und Tännchen, Farnkraut und Waldmeister. Beim Posten „Baumtelefon“ vorbei gelangen wir wieder auf Gelände mit Jungwuchs. Von hier aus fällt gut auf, wie hoch die Eichen sind und wie enorm ihr Blätterdach. Weiter auf dem Weg kommen wir zum Eichenriesen, einer Traubeneiche. Er überragt die umstehenden Bäume um das Doppelte. Ein Blitz hat eine nach unten breiter werdende Narbe in die Rinde gefräst. Trotzdem beeindruckt der noch vitale Baum mit einem Brusthöhenumfang von 4.87 m und einer Höhe von über 40 m. Eine grosse Ruhe geht von ihm aus: Ich stehe hier, mag kommen was will. Auf der Info-Tafel erfahren wir mehr zum Thema „Eiche und Mythologie“.
Zurück beim Forstwerkhof setzen wir die Wanderung Richtung Murten fort. Vorbei am Pflegeheim Jeuss kommen wir zum grosszügig eingerichteten Grillplatz Ober Eichelried. Von hier aus geniessen wir eine fantastische Sicht über die Freiburger Hügellandschaft. Bei guten Sichtverhältnissen soll die Alpenkette vom Wetterhorn bis zum Mittaghorn, das vorgelagerte Stockhorn und Gantrisch und die Voralpen von der Kaiseregg bis zum Moléson sichtbar sein. Nachher wenden wir uns nordwestwärts Richtung Murtensee und Jura. Auf den Feldern um Salvenach fallen uns ein paar alte alleinstehende Eichen auf. Auch ein Kirschbaum in Gesellschaft mit einem Holunderstrauch steht etwas abseits unseres Weges. Über eine grosse Kehre gelangen wir schliesslich nach Murten.
Wie hin?
Von Bern mit der S2 nach Laupen, Fahrplanfeld 302, S-Bahn Bern
Wie zurück?
Von Murten nach Kerzers-Bern, Fahrplanfeld 305 oder Freiburg, Fahrplanfeld 255 oder Neuenburg, Fahrplanfeld 255
Wie lange?
Laupen, 487 m ü.M. – Auriedstäg, 492 m ü.M. – Röseliwald, 530 m ü.M. – Liebistorf, 524 m ü.M. – Galmwald, Forstwerkhof Ober Eichelried, 581 m ü.M. 1 Std. 40 Min.
Rundgang mit der guten Fee Galmeline auf dem Erlebnispfad im Ober Eichelried 45 Min.
Forstwerkhof Ober Eichelried – Salvenach, 558 m ü.M. – Prehl, 520 m ü.M. – Murten, 448 m ü.M. 1 Std. 20 Min.
Kartenmaterial:
LK 1: 25 000 Murten/Morat, Nr. 1165
Quelle: Info-Tafeln auf dem Erlebnisweg Ober Eichelried. Herzlichen Dank an T. Oberson, Oberförster im Galmwald, für das freundliche Entgegenkommen.

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