Im Wald Balavaux bei Prarion oberhalb von Isérables findet sich ein Baumbestand von alten Lärchen, der weltweit einzigartig ist: Nirgends sonst steht eine so grosse Anzahl dieser mächtigen uralten Bäume. Mindestens zehn davon haben einen Stammumfang von über 7.50 Metern. Ihr Alter wird auf sagenhafte 700 bis 900 Jahre geschätzt.
Von Haute-Nendaz südlich von Sion führt uns eine Gondelbahn auf einen Zwischengipfel, den Tracouet, im riesigen Skigebiet zwischen Nendaz, Super Nendaz und Mont Fort. Neben der Bergstation mit den üblichen touristischen Einrichtungen befindet sich ein kleiner See, der Lac de Tracouet. Wir nehmen den Wanderweg- den wir mit Bikern und Alpfahrzeugen teilen- auf der rechten Seite des Sees in Richtung Balavaux. Durch locker bestandenen Lärchenwald erreichen wir bald die kleine Alpwirtschaft Cabane de Balavaud.
Kurz vorher treffen wir am Strassenrand auf eine Riesenlärche. In der angrenzenden Weide oberhalb der Strasse finden sich weitere mächtige Exemplare. Und es kommt noch besser! Vor der Alpwirtschaft zweigen wir nach rechts ab und wandern dann auf dem Fahrweg nach Les Prarions hinunter.
Der ganze Hang bis dort und links hinauf Richtung Sessellift ist locker mit dutzenden, nein, hunderten von riesigen Lärchen bestanden. Das ist ein gewaltiger Anblick! Wer das nicht selber gesehen hat, der glaubt das nicht! Mit Abständen von 20 bis 50 Metern stehen die Lärchen hier verteilt, dickere und weniger dicke, ältere und jüngere, jede individuell in ihrer Form. Als Baum in höheren Lagen ist die Lärche Wind und Wetter gewohnt. Ihre Wurzeln erstrecken sich bis zwei Meter tief in den Boden und geben so dem Baum Halt. Was ihnen aber zu schaffen macht neben der Beweidung im Sommer sind die Liftanlagen, von denen eine Anlage (von Tracouet nach Les Prarions, die das Lärchengebiet am Rand quert) und zwei Anlagen am östlichen Gegenhang eingerichtet sind. Eine zu starke Belastung und Verdichtung vermögen das Wurzelwerk zu schädigen und im Extremfall den Baum absterben lassen. Das gilt nicht nur im Sommer, auch verdichteter Schnee der Skipisten reicht dazu aus.
In Les Prarions , einer kleinen Ferienhaussiedlung, nehmen wir den Weg Richtung Isérables. Schon bald zweigt er nach rechts ab und wir kommen an die Grand Bisse de Saxon. Leider führt sie kein Wasser mehr. Die «Bisses» – zu Deutsch Suonen – sind Zeugen des Kampfs der Walliser gegen die Trockenheit. Sie ergaben die Möglichkeit, die Felder zu bewässern. Darum wurde das Wasser aus den Flüssen oder Gletschern künstlich um die Hügel geleitet. Die Grand Bisse de Saxon ist die längste Suone im Wallis. Sie bekam ihr Wasser aus dem Fluss La Printse, welcher aus den Gletschern am Mont Fort entspringt. Über 32 km wurde das Wasser auf die Felder der Dörfer Nendaz, Riddes, Isérables und Saxon geleitet. Die 1865 bis 1869 gebaute Leitung wurde 1966 (leider) trockengelegt.
Wir folgen der Bisse: Es ist ein angenehmer Weg mit minimaler Steigung -wir laufen dem (nicht vorhandenen) Wasser entgegen. In Pra da Dzeu, einer Lichtung, wird Alpwirtschaft betrieben. Im Patois-Dialekt bedeutet der Name «Wiese im Wald». In den Kalksteinfelsen finden sich viele Dolinen. Die Bisse führt am oberen Rand entlang. Dank des Kanals sind einige Fichten zu stattlichen Bäumen herangewachsen. Der idyllische Ort mit Blick auf die gegenüberliegenden Berge auf der Nordseite der Rhone strahlt viel Ruhe aus.
Hier zweigt dann unser Weg ab nach Haute-Nendaz. Auf dem Chemin des Pives -Tannzapfenweg – über Les Rairettes geht’s zurück zum Ausgangspunkt. Die letzten 20 Minuten führen durch ein Ferienhausquartier – manchmal auch ganz interessant!
Wie hin?
Bergstation der Luftseilbahn Haute-Nendaz – Tracouet, 2195 m ü.M. Bus von Sion nach Haute-Nendaz: Fahrplanfeld 12.362. Parkmöglichkeiten. Luftseilbahn: Fahrplanfeld 2175
Wie zurück?
Talstation der Luftseilbahn in Haute-Nendaz, 1370 m ü.M.
Wie lange?
Tracouet – Les Prarions 50 Min.
Les Prarions – Pra da Dzeu 50 Min
Pra da Dzeu – Haute-Nendaz Station 45 Min.
Besonderes:
Die Lärchen von Les Prarions – einmalig, sind eine Reise wert! Die Grand Bisse de Saxon – schade, dass sie kein Wasser mehr führt. Haute-Nendaz – na ja!
Kartenmaterial:
LK 1:25 000 Sion, Nr. 1306
Nendaz Tourisme: www.nendaz.ch
