Unsere Jurawanderung starten wir an der Bushaltestelle in Orvin. Steil das Dorf hinauf folgen wir dem Wegweiser nach Les Prés-d`Orvin. Der Weg führt an zwei dicken Eichen vorbei, zuerst durch Wald, dann durch locker bestandenes Weidegebiet mit einigen alten Linden, knorrigen Eichen und Buchen. Immer ansteigend quert der Weg später die (Ferienhaus-)Streusiedlung Les Prés d`Orvin und wir folgen dem Wegweiser auf den Chasseralgrat. Tritt der Wald zurück gelangen wir in offenes Weidegebiet mit vielen Einzelbäumen. Der Mehlbeerbaum ist hier häufig anzutreffen. Mit 1288 m ü.M. erreichen wir auf dem Grat einen vorläufig höchsten Punkt der Wanderung. Jetzt auf der Nordseite gehen wir weiter Richtung Métairie de Gléresse. Schon nach dem Verlassen des Waldes erblicken wir südlich des Hofes auf der Weide einen Riesen-Bergahorn. Weitere stehen westlich; von einem ist nur noch ein Gerippe übriggeblieben. Wenn wir hinter dem Hof am Stall vorbei dem Grasweg folgen, kommen wir zu drei nahe beieinanderstehenden Riesen. Weitere stehen auf der Weide westwärts: Ein richtiger Bergahorn-Park. Ein erster Höhepunkt unserer Wanderung mit wunderschönen Bäumen! Die Bezeichnung Métairie trifft man im Chasseralgebiet häufig an. Sie stammt vom lateinischen „medietas“ (die Hälfte), womit ein Bauernhof bezeichnet wird, dessen Pächter dem Grundeigentümer die Hälfte des Bodenertrags abliefern musste. Viele dieser Métairies tragen den Namen früherer oder jetziger Besitzer, wie Burgergemeinden, Patrizierfamilien oder ehemaliger Klöster.
Der Weidemauer entlang nach links gehend kommen wir wieder auf den Wanderweg, der bei zwei Mauereingangstürmchen übers Gelände weiterführt. Vorbei an der Métairie le Bois Raiguel und durch ein Waldstück erreichen wir wieder eine parkähnliche Landschaft mit schönen Bergahornen. Beim kurzen Anstieg zur Métairie du Milieu de Bienne durchwandern wir einen weiteren Bergahorn-Park mit wunderschönen alten kräftigen Bäumen. Das ist der zweite Höhepunkt unserer Baumwanderung! Dann führt der Weg abwärts zum Hof Petite Douanne. Von hier lohnt sich ein Abstecher zur Creux de Glace, einem Gletscher im Jura. In der durch Wasser entstandenen Höhle findet sich das ganze Jahr über Eis. Deshalb wurde sie über Jahrhunderte als natürlicher Kühlschrank genutzt. Auch im Sommer verbleibt die kalte Luft auf dem Höhlenboden und die tiefe Temperatur lässt das Schmelzwasser des Frühlings als Eis überdauern. Es ist nicht empfehlenswert, ohne Seilausrüstung in die Doline zu steigen. Wir geniessen den besonderen Ort und schalten eine längere Rast ein.
Nach Petite Douanne wandern wir oberhalb eines dritten Bergahorn-Gebiets weiter, kommen in den Prés de Cortébert in intensiver bewirtschaftetes Gebiet und erreichen schliesslich in einer Schlucht die Pont des Anabaptistes, die Täuferbrücke. Der Name des Durchgangs weist auf die ehemals recht zahlreichen Täufer auf den Berghöfen hin. In der Schlucht unter der Bogenbrücke hielten sie ihre geheimen Gottesdienste ab. Die alte Brücke existiert nicht mehr, aber wenig daneben wurde eine moderne Brücke errichtet. Die Täufer, heute Mennoniten genannt, wurden schon ab 1525 verfolgt. Als die Berner Obrigkeit ihnen verbot, unter tausend Metern zu siedeln, liessen sie sich auf der Nordseite des Chasserals und auf dem Mont Soleil nieder und machten die raue Gegend urbar. Die Nachfahren dieser Vertriebenen betreiben heute noch hier Landwirtschaft.
Mit einer Stunde Marsch führt der Wanderweg über Weiden und durch Wald zur Bahnhaltestelle Corgémont. Schon unten im Dorf nahe der Brücke über die Suze steht eine riesige alte Linde. Wenige dieser Grösse sind in der weitern Umgebung anzutreffen.
Wie hin ?
Mit dem Bus vom Bahnhof Biel nach Orvin, Fahrplanfeld 22.070-2, Ligne 70. Evtl. bis nach Les Prés-d`Orvin, Bellevue, erster Kurs dazu Biel ab 8.50 Uhr.
Wie zurück?
Mit der Bahn von Corgémont an der Linie La Chaux-de –Fonds – St. Imier – Biel zurück nach Biel, Fahrplanfeld 225
Wie lange?
Orvin, Place du Village, 669 m ü.M. – Les Prés-d`Orvin, P. 1069 m ü.M. – Chasseral-Grat, P. 1288 2 Std. (Orvin- Les Prés d`Orvin 1 Std.)
Chasseral-Grat, P. 1288 – Métairie de Gléresse, 1272 m ü.M. – Métairie le Bois Raiguel, 1267 m ü.M. – Métairie du Milieu de Bienne, 1401 m ü.M. 1 Std.
Métairie du Milieu de Bienne – Petite Douanne, 1303 m ü.M. 25 Min., Abstecher zu Creux de Glace 20 Min hin und zurück
Petite Douanne – Prés de Cortébert, ca. 1150 m ü.M. – Pont des Anabaptistes, 1154 m ü.M. 1 Std.
Pont des Anabaptistes – Corgémont, Bhf., 660 m ü.M. 1 Std.
Kartenmaterial :
LK 1 : 25 000 Chasseral, Nr. 1125
Schweiz Mobil – Wanderland – Karte
Tageswanderung mit langem Aufstieg bis Chasseral-Grat P. 1288, Fernblick zu den Alpen, der Sendemast auf dem Chasseral ist nicht zu übersehen, kräftiger Abstieg von Pont des Anabaptistes bis Corgémont.
Einkehrmöglichkeiten:
Métairie de Gléresse (Ligerz), offen Fr bis Mo. www. metairiedegleresse.ch
Métairie le Bois Raiguel (Rägiswald), offen Mitte Mai bis Mitte Oktober Di bis So. www.metairie-du-bois-raiguel.ch
Métairie du Milieu de Bienne, offen Do bis So www.metairie.du.milieu.ch
Métairie de la Petite Douanne (Twannbergli), offen 15. Mai bis Ende Oktober, Mi geschlossen
Restaurant La Cuisinière, Les Prés de Cortébert, Mo/Di geschlossen. www.lacuisiniere.ch
Links :
www.jurabernois.ch www.chasseral.ch