Soazza/GR
Kastanienselva Mont GrandDie Selva –italienisch für Wald- Mont Grand oberhalb von Soazza birgt eine einmalig grosse Anzahl von Riesenkastanien. Angepflanzt durch den Menschen waren hier –wie auch im Tessin-die Bäume über lange Zeit Ernährungsgrundlage. Die Landschaft hat den Charakter eines offenen Waldes, eines Parks mit grossen Kastanien, Terrassen mit Weideflächen und verstreuten Schuppen und Dörrhäusern. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die traditionelle Landwirtschaft mehr und mehr aufgegeben wurde, litt auch die Pflege der Selven, schnell wachsendes Unterholz verdrängte die Riesenkastanien, liess sie sogar absterben. In den letzten 20 Jahren wurden in Etappen die Selven wiederhergestellt: Konkurrenz-Bäume wie Fichten, Birken u.a. mussten gefällt, die Kastanien baumpflegerisch aufgewertet und Jungbäume gepflanzt werden. Wichtig ist auch eine landwirtschaftliche Nutzung, um eine erneute Überwucherung zu vermeiden. Die Stiftung „Paesaggio Mont Grand“ betreut heute das Gebiet. Unbestritten ist der grosse landschaftliche und ökologische Wert, seltene Insektenarten wie der Hirschkäfer und aus der Vogelwelt der Wendehals sind u.a. hier vertreten. In Soazza beginnen wir die Wanderung auf dem Bahnhofplatz, wo bis 1978 die Züge der Bahn von Bellinzona nach Mesocco haltmachten. Heute findet sich hier beim renovierten Bahnhofgebäude die Postautohaltestelle. Wir wandern dorfwärts und kommen bald zum Hauptplatz mit dem Gebäude der Gemeindeverwaltung. An einem schnell fliessenden Bach nach, der sich auf dem Platz in ein Waschbecken ergiesst, steigen wir der weiss/rot/weissen Markierung folgend hoch Richtung Buffalora-Hütte. Nach kurzer Zeit schon sind wir über dem Dorf und haben einen schönen Ausblick. Weiter hinten talaufwärts sitzt die Festung Castello auf einem Felsklotz und kontrollierte den Zugang zum San Bernardino-Pass. Der Weg steigt weiter an, kreuzt drei Mal die Fahrstrasse, quert eine Lichtung mit einem Bachbett – wer aufmerksam ist, wird hier mit etwas Glück eine Smaragdeidechse entdecken- und erreicht bei der Flur Trona eine Ansammlung von Rusticis. Weiter geht’s auf der Fahrstrasse bis zu Pt. 905. Der höchste Punkt ist erreicht: In einer grossen Kurve wandern wir durch einen Birkenwald abwärts. Auf der nächsten Lichtung kommen wir ins Gebiet der Riesenkastanien, hier beginnt die Selva. Verstreut über den Hang begegnen wir den Riesen: Wir finden wild aufschiessende junge Äste auf verdorrten Baumteilen neben vermodernden Strünken und alten intakten Riesenbäumen, die kräftiges Laub und reichlich Früchte tragen. Einige Bäume sind mehrere Jahrhunderte alt und erreichen einen Stammumfang von gegen 7 m. Vor der Brücke über einen Bach, der meistens trocken ist, steigen wir auf schmalem Pfad hinunter und folgen ihm durch die Selva bis zur Fahrstrasse, die schlussendlich wieder ins Dorf zurückführt. Wie hin? Von Bellinzona mit dem Bus nach Soazza, Linie Bellinzona-Mesocco (-San Bernardino-Thusis), Fahrplanfeld 62.214 Wie zurück? Wie bei der Anreise. Wie lange? Soazza, Bahnhofgebäude, 620 m ü.M. aufwärts bis zum höchsten Pt. 905 1 Std. Zurück nach Soazza über Val de Posseira und die Selva 1 Std. Nicht empfehlen kann ich, die Wanderung in Mesocco zu beginnen. Der Weg auf dem alten Bahn-Trassee ist zwar schön angelegt, aber wegen der nahen San-Bernardino-Autostrasse unangenehm laut. Kartenmaterial: LK 1:25 000 Mesocco, Nr.1274 SchweizMobil – Wanderland – Karte Gemäss WSL, Eidgenössischisches Institut für Wald, Schnee und Landschaft, ist das Gebiet von Soazza und weiter südlich von Lostallo überaus reich an Riesenkastanien, die einen Brusthöhenumfang von mehr als 7 m aufweisen. Ein wunderschönes Beispiel findet sich ca. 2,5 km südlich von Soazza . Wir zweigen bei Ponte di Vigna auf der Kantonsstrasse ab zum Weiler Pomareda. In einem weiten Bogen führt die Strasse zu einer Brücke über die Autobahn. Noch diesseits der Autobahn treffen wir auf den Baum. Von hier hat man auch einen schönen Ausblick auf den Wasserfall des Riale di Buffalora auf der gegenüberliegenden Talseite. Der Baum ist ein Wunder! Quelle: Inventar der Riesenkastanien im Kanton Tessin und im Misox, WSL |