Über den Ruswilerberg nach Sempach/LU
Die Lindenpaare bei Ober-Eichig und bei FlüssVon der Bushaltestelle im Zentrum Ruswils folgen wir dem Wanderwegweiser Richtung Linden. Den Gasthof Rössli lassen wir mal „links liegen“ und gewinnen rasch an Höhe im Aufstieg durch das Einfamilienhausquartier am Südhang des Ruswilerberges. Schauen wir zurück, reicht der Blick von Pilatus westwärts zu den Entlebucher und Berner Voralpenhügeln und weiter ins Napfgebiet. Schon nach dem ersten Bauernhof sind wir weg von der Hektik, beim zweiten hat uns die Ruhe eingefangen. Oben auf der Höhe, nahe dem Hof Ober-Eichig, treffen wir an markanter Stelle mit Rundumblick nun auch zum Jura und zum Sempachersee auf ein Lindenpaar. Die Kronen der beiden Bäume bilden ein Ganzes; aus bestimmtem Blickwinkel meinen wir einen Baum vor uns zu haben. Eine Bank lädt uns hier zur Rast unter dem Blätterdach ein. Das Rauschen des Windes, ab und zu einen Vogel, manchmal ein landwirtschaftliches Fahrzeug, sonst hören wir hier nichts und geniessen die Ruhe. Wohl unter Linden .. „Die Natur erkennen genügt allein, die Gemütsruhe zu festigen“, wusste schon Epikur. Am Ruswilerberg treffen wir einige Ortsbezeichnungen, die auf frühere Bewaldung hinweisen: Ober- und Unterwisstanne, Ober- und Unter-Eichig, Linden und Neulinde, Etzenerle und Buechmatt, Ober-, Neu- und Mitteltändli. Diese Baum-Ortsnamen sind im Zusammenhang mit der alemannischen Rodungs- und Landschaftsgeschichte zu sehen und legen Zeugnis ab von der „Baum-Fühligkeit“ der Bewohner. Weiter auf dem Wanderweg biegen wir 50 m nachher nach links ab und erreichen ihn wieder im Weiler Etzenerlen. Unser nächstes Ziel ist die Kapelle mit dem Lindenpaar auf Flüss. Hier ist die Aussicht Richtung Sempachersee grossartig. Der Bau einer ersten Kapelle geht auf 1678 zurück. Von Zahnschmerzen Geplagte erhofften sich hier Linderung. So geht die Erklärung des Namens Flüss auf Zahnfluss, den eiternde Zähne verursachen, zurück. Mit der Hoffnung, die Zahnschmerzen erträglicher zu machen, bissen früher die Pilger in die Holzbänke oder säbelten Stücke davon ab, um an ihnen herumzukauen. So mussten 1918 die Bänke ersetzt werden. 1947/48 wurde die heutige Kapelle errichtet, sie ist ein beliebtes Ziel bei Wanderern und Radfahrern. Die einfache Ausstattung der Kapelle gefällt und die schöne Lage mit den alten Linden lässt uns hier gerne inne halten. Der jüngere Baum, der den älteren an Höhe übertrifft, wurde vor ca. 100 Jahren gepflanzt, weil man befürchtete, dass die alte Linde Stürmen nicht mehr stand zu halten vermöchte. *1
Der weitere Weg führt uns am Weiler Huprächtigen mit dem bemalten barocken Bauernhaus (1. Hälfte 18. Jh.) vorbei, durch schattigen Wald und an einem Bachtobel entlang zum Schloss Wartensee. Die Linde im Schlosshof und das Schlossgebäude hinter der Ringmauer bilden ein schönes Ensemble. An einem Aussichtspunkt über dem Sempachersee erbaut, wurde die mittelalterliche Burganlage in den Wirren des Sempacherkrieges zerstört. Anfangs des 16. Jh. wieder aufgebaut, ist die Burg heute in Privatbesitz. Die Strasse führt vom Schloss hinunter über Büezwil und unter der Bahnlinie hindurch an den See. Einige Privatgrundstücke halten uns noch von ihm fern, dann sind wir aber am Ufer. Jetzt gibt es die Möglichkeit, durch das Naturschutzgebiet Schlichti und vorbei an Camping und Badi bis zum Städtchen Sempach oder auf direktem Weg zur Bahnstation Sempach-Neuenkirch zu wandern. Wie hin? Wie zurück? Wie lange? Kartenmaterial: |