Von Oltingen über Zeglingen nach Rünenberg/BL
Baumwanderung an der Grenze vom Ketten- zum Tafeljura: Zwetschgenbäume, alte Birn- und KirschbäumeIn Oltingen, Haltestelle Schulhaus, wo wir aus dem Bus von Gelterkinden her aussteigen, fällt uns zuerst mal die Kirchenanlage auf. Durch ein Tor betreten wir den ummauerten Bereich mit Pfarrhaus, Beinhaus, Kirche, Scheune und Friedhof. Ein Besuch in der Kirche lohnt sich, sie ist mit Fresken ausgemalt, die bei Renovationen Mitte des 20. Jahrhunderts freigelegt wurden. Auf der Ostseite des Kirchenhügels haben wir gute Sicht auf das Dorf. Rings um das Dorf auf den leicht abfallenden Hängen in den Baumgärten und an den steileren Lagen entlang den Bächen stehen Zwetschgenbäume, manchmal in Gruppen, in den Baumgärten dicht an dicht. Diese Kulturlandschaft, weltweit einzigartig, ist ein Erbe aus vergangenen Zeiten, als die Wiesen für das Vieh und die darauf stehenden Obstbäume zur Früchteproduktion genutzt wurden. Niederstammanlagen bedrohten in letzter Zeit zunehmend die uralten Obstgärten. Das Hochstammförderprojekt „Posamenter“ will hier Gegensteuer geben und Produkte auf der Basis der alten Zwetschgensorten entwickeln und vermarkten. Auch ein kurzer Dorfrundgang lohnt sich: Bemerkenswert sind die stattlichen Häuser wie die Untere Mühle, erbaut 1597, das Grosse Huus, erbaut 1514, und weiter Richtung Schafmatt die Obere Mühle, das Gasthaus zum Ochsen und die mit einem Wasserrad betriebene Säge. Oltingen ist Fussort des Jurapasses über die Schafmatt, welcher im Mittelalter einige Bedeutung hatte als kürzester Weg aus der Region Basel nach Aarau und ins Mittelland. Jetzt machen wir uns auf Richtung Zeglingen. Der Weg steigt kräftig an, ermöglicht bald Tiefblicke auf die leicht nach Norden ansteigende Tafeljurafläche, die mit Kirschbäumen übersät ist, mit den Dörfern Anwil und Wenslingen. Wir wandern weiter zum Aussichtspunkt Zigflue, von wo wir auf unser nächstes Wanderziel Kilchberg/Rünenberg blicken. Jetzt folgt der Abstieg nach Zeglingen. Ein erstes Ziel für eine Pause ist der Gasthof Rössli. Hier in der gemütlichen Gaststube lässt sich`s gut sein, und je nachdem, wie wir zeitlich unterwegs sind, geniessen wir ein Znüni, das Mittagessen oder ein Dessert. Ich kann alle drei nur empfehlen. Eine Gartenwirtschaft macht das (Sommer)Glück perfekt. Beschwingt dorfauswärts dem Bach entlang, bei der Sagi kurz nach rechts und dann auf dem Chilchtelweg hinauf nach Kilchberg, so geht’s weiter; dann durchs Dorf hinaus und bei einem kleinen Waldstück erreichen wir eine sehr gut eingerichtete Feuerstelle. Nach dem Wäldchen kommen wir an eine Wegkreuzung. Von hier machen wir einen kurzen Abstecher zum bekannten Rünenberger Birnbaum. Mit einer Höhe von ca. 20 m, einem Umfang auf Brusthöhe von 3.15 m und seiner Top-Figur, bei einem Alter von über 100 Jahren (!), ist er ein beliebtes Fotosujet. Trifft man ihn in seinem Blütenkleid, wird man ihn ohne Zweifel als Schönheit bezeichnen. Er gehört zur Sorte der Mostbirnbäume und blüht etwas später, frühestens Ende April, eher anfangs Mai. Vielleicht ist ein Grund dafür auch, dass er als Solitär auf der Tafeljurafläche dem Wind doch recht ausgesetzt ist. Ein kleiner Birnbaum, ihm zur Seite gepflanzt, wird ihn dereinst beerben. Zurück bei der Wegkreuzung, wandern wir dorfwärts. Der erste Baum rechts ist ein uralter verzwurgelter Kirschbaum -links stehen reihen-weise junge Kollegen- dem drei starke Äste gekappt wurden und der doch in Blüte steht. Die nächste Abzweigung gehen wir rechts, um dann am Waldrand nach links über einen Feldweg zu einem grossen Birnbaum abzuzweigen. Dieser Baum teilt sich in ca. 1.50 m Höhe in zwei Stämme auf. Solch grosse Birnbäume sind selten geworden. Etwa 100 m weiter rechts sehen wir einen wunderschönen alten Kirschbaum. Jetzt streben wir Rünenberg zu. Beim Dorfweiher verweist eine Inschrift an einem Findling auf den wohl bekanntesten Rünenberger: General Johann August Sutter, Gründer von Neu-Helvetien, 1803-80. Wir erinnern uns an die Geschichte von Eldorado, den kalifornischen Goldrausch. An der alten Dorflinde vorbei geht’s südwärts zu unserer nächsten Station, dem Giessen. Von einem halbrunden Felsband stürzt das Wasser ca. 12 m auf einen Tuffstein am Rande eines Beckens. Ein schöner Ort zum Verweilen mit Feuerstelle ist oberhalb des Giessens. Der Abschluss der Wanderung führt durch den Stierengraben zur Station Sommerau an der Bahnlinie Olten-Sissach. Wem das zu weit ist, geht zurück nach Rünenberg und nimmt den Bus nach Gelterkinden. Wie hin?
Links: www.tafeljura.ch, www.posamenter.ch |