Vom Bahnhof Herzogenbuchsee aus folgen wir dem Wanderwegweiser Richtung Inkwil. Unter der Bahnlinie durch geht’s westwärts. Unser Wanderweg deckt sich mit dem «Bahnerlebnisweg am Önzberg»; bald taucht die erste Infotafel auf. Durch die Aussenquartiere und eine Industriezone erreichen wir dann ein beschauliches Tälchen, durch das die Önz fliesst. Im Wald zweigt der Wanderweg vom Bahnerlebnisweg ab, erreicht ihn dann aber wieder über dem Tunnel bei der Infotafel «Die weltweit einzige Tunnelüberwerfung». Für Bahnfreaks ist der Bahnerlebnisweg natürlich ein Muss. Wir wollen aber weiter zum Inkwilersee: Vorbei an einem Unterstand mit Feuerstelle, durch ein kurzes Waldstück, der Bahnlinie entlang und zum Restaurant Bahnhof, dann noch 10 Minuten bis zum See. Wir erreichen diesen am Ostufer, am Ausfluss des Seebachs.
Der Inkwilersee ist etwa 400 Meter lang und etwa 250 Meter breit. Die Grenze geht durch den See und über die grössere der beiden Inseln: Der östliche Teil gehört zu Inkwil/BE und der westliche zu Bolken/SO. Der See ist ein äusserst flaches Gewässer. Er misst an der tiefsten Stelle nur etwas über 5 Meter. Seine Existenz verdankt er dem am Ende der letzten Eiszeit zurückgewichenen Rhonegletscher. Die die Landschaft formenden Eismassen hinterliessen Toteislöcher und in der Folge Seen. Der Inkwilersee befindet sich heute in der letzten Phase vom offenen Gewässer zum Flachmoor. Soll er erhalten bleiben, müssen Massnahmen realisiert werden, die eine Verlandung verhindern. Eine Renaturierung der Zuflüsse Dägermoosbach und Moosbach sind schon erfolgt. Eine Reduktion der Stoffeinträge durch die Landwirtschaft ist ein grosses Thema. Der See ist sehr nähstoffreich; auch weil er viele Nährstoffe er- und enthält und sich damit selber düngt. Die abgestorbenen Algen lagern sich auf dem Seegrund ab und entziehen dem Wasser Sauerstoff. So kam es z.B. 2009 und 2011 im warmen Sommer zu einem Fischsterben.
Trotz allem – ein wunderschöner Ort! Der See ist mit Bäumen umstanden, rundherum führt ein Fussweg. Wir setzen unsere Wanderung beim Ausfluss des Seebachs fort. Nach einem Schilfgürtel kommen wir zu einer offenen Stelle am Wasser, flankiert von einer dreistämmigen Erle, wo Bräteln und Verweilen möglich sind, wo die Teichrosen, die einen grossen Teil der Uferstellen bedecken, zurücktreten. Baden ist zwar hier nicht verboten, zum Schwimmen ist das seichte Wasser jedoch etwas zu wenig tief. Eine Info-Tafel gibt später Auskunft zum Thema Toteissee. Im Frühling sind verschiedene Stellen mit Bändern abgesteckt, um die Brut der Vögel zu schützen. Nach dem Zufluss des Moosbächleins gelangen wir auf der Südseite zu den dicksten Erlen hier am See. Bei Platz Nr. 9 finden wir die dickste Schwarzerle. Der Baum teilt sich schon in 1 Meter Höhe in zwei mächtige Einzelstämme; speziell ist der waagrechte Ast auf der Seeseite, aus welchem Triebe senkrecht nach oben streben. Der Baum hat einen Stammumfang von über 5 Metern, sein Alter wird auf etwa 180 Jahre geschätzt. Das ist äusserst bemerkenswert, weil z.B. Doris Laudert in ihrem Buch «Mythos Baum», Verlag blv München, für die Erle ein Höchstalter von etwa 120 Jahren angibt.
Wenn wir den Seerundgang fortsetzen, kommen wir bei Platz Nr. 7 zu einem alten Stamm, aus welchem junge Erlen herauswachsen. Platz 1 und 2 erlaubt einen fantastischen Ausblick aufs Wasser. Hier ist auch eine Feuerstelle der «Schweizer Familie».
Während der «Pfahlbauzeit» gab es am Ufer zahlreiche Siedlungen, die seit 2011 zusammen mit anderen Fundstellen in der Schweiz, u.a. am nahegelegenen Burgäschisee, im UNESCO- Weltkulturerbe unter «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» aufgeführt sind.
Wie hin?
Mit der Bahn nach Herzogenbuchsee an der Linie Olten-Bern, Fahrplanfeld 450
Wie weiter oder zurück?
-auf dem gleichen Weg zu Fuss nach Herzogenbuchsee
-nach Inkwil und mit dem Bus weiter Richtung Solothurn bzw. Herzogenbuchsee, Linie 5, Fahrplanfeld 40.005 oder Linie 51, Fahrplanfeld 40.051
Wie lange?
Herzogenbuchsee – Inkwilersee 1 Std.
Rundgang um den See ca. 30 Min.
Vom Inkwilersee nach Inkwil, Bushaltestelle 15 Min.
Wanderung ohne grosse Höhenunterschiede, idyllisch gelegener See; vielleicht nicht an einem schönen Sonntag im Sommer, sondern besser an einem wunderschönen Werktag im Sommer besuchen.